Am Dienstag, den 10.10.2023 besuchte Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau die Hanse – Schule im Rahmen einer Austauschrunde mit Schülerinnen und Schülern der Berufsoberschule (BOS) zum Thema Denkmalschutz in der Hansestadt. Unter anderem wurden Jan Lindenaus Position als oberer Denkmalschützer und die umstrittenen Umbauarbeiten des Gewölbekellers im Buddenbrookhaus thematisiert.

Denkmalschutz ist in Lübeck ein dauerhaftes Thema, das häufig negativ angehaucht ist. Trotz der eher kritischen Fragen zeigte sich Herr Lindenau sehr sachlich und überraschend nahbar und gewährte außerdem Einblicke in sein Privatleben.

Zu Beginn der Veranstaltung erklärte Jan Lindenau erst einmal, inwieweit er als Bürgermeister mit dem Denkmalschutz in Verbindung steht. Auf die Frage, wie die beiden Rollen als oberster Denkmalschützer und als Bürgermeister zusammenpassen, antwortete er: „Es stimmt nur in Teilen, dass ich oberster Denkmalschützer bin. Die Verantwortung dafür ist dreigeteilt. Es gibt die untere Denkmalschutzbehörde, die obere Denkmalschutzbehörde – das bin ich in Funktion des Bürgermeisters – und es gibt die oberste Denkmalschutzbehörde – das Ministerium in Kiel, das meine Entscheidungen kontrolliert. Eine Besonderheit ist, dass es in kreisfreien Städten sonst nur eine untere Behörde gibt, aber der Status von Lübeck als UNESCO-Welterbe macht diese Sonderstellung möglich. Wer macht was und wer hat da welche Rolle? Die Denkmalpflege und Archäologie sind dem städtischen Bereich Kultur und Bildung zugehörig, den Frau Frank betreut. Die Entscheidungen trifft die Bürgerschaft und nur wenn Entscheidungen nicht anerkannt werden und es Widerspruch gibt, zum Beispiel bei einem Streitfall ohne Einigung zwischen Bauherren und der unteren Behörde, prüfe ich als Bürgermeister die Entscheide. Als obere Behörde kann ich hier andere Gesetze und Verordnungen als Grundlage für meine Entscheidungen einbeziehen, das heißt, ich habe mehr Kompetenzen und Entscheidungsspielraum. Wird meine Entscheidung dann nicht akzeptiert oder angefochten, muss gegebenenfalls noch das Ministerium in Kiel den Sachverhalt prüfen.“

Auch die Frage nach dem Gewölbekeller des Buddenbrookhauses beantwortete er äußerst ausführlich und anschaulich auf Basis der von einer Schülerin vorbereiteten Präsentation. Er erklärte, dass die Idee zum Ausbau des Gewölbekellers, um ihn für Besucher zugänglich zu machen, bereits vor seiner Amtszeit entwickelt wurde. Das Nebengebäude in der Mengstraße 4 wurde vor 8 Jahren angekauft. Danach fand ein Architekturwettbewerb für einen Kelleraufgang statt. Vor 6 Jahren wurde ein Entwurf ausgewählt, womit dann weitergearbeitet und weitergeplant wurde. Die anderen Entwürfe waren nicht umsetzbar, weil weitere Nebengebäude betroffen wären, die kein Eigentum der Stadt Lübeck sind. Wieder andere Entwürfe beinhalteten zwei Kellerdurchbrüche oder keinen zweiten Rettungsweg, welcher bei Gebäuden mit Kellernutzung Brandschutzvorschrift ist. Es musste also ein Treppenaufgang mit kleinstmöglicher Zerstörung her, der allen Anforderungen des Brandschutzes genügt. Insofern hat sich die Bürgerschaft dann für den genannten Entwurf entschieden und Jan Lindenau als Bürgermeister hat einen Bauantrag dafür gestellt. Der Beschluss durch die Bürgerschaft erfolgte ursprünglich mit wenigen Gegenstimmen. Doch jetzt stimmt die untere Behörde, sprich die

Bürgerschaft, der Sache nicht mehr zu – trotz vorliegender Baugenehmigung. Das führte zu einem Stopp der Arbeiten und einer Gefährdung der Fördermittel.

Um die Situation und das Ausmaß der Zerstörung im Gewölbekeller noch besser nachvollziehen zu können, lud Herr Lindenau die BOS zu einer Besichtigung ein. Diese fand nun am 15.11.2023 statt.

Gemeinsam mit ihrem Lehrer Klaus Senkbeil, folgte die BOS am vergangenen Mittwoch der persönlichen Einladung durch den Bürgermeister ins Rathaus mit anschließender Besichtigung des Gewölbekellers. Zuerst bekamen die Schülerinnen und Schüler eine exklusive Führung durchs Rathaus und durften sogar einen Blick in das Büro des Bürgermeisters werfen. Im Anschluss führte Herr Lindenau die Klasse zum Buddenbrookhaus und in den Gewölbekeller. Hier erklärte er noch einmal genau, welche Umbauarbeiten geplant sind und wie klein der Teil ist, der zerstört werden würde. Die Schülerinnen und Schüler waren sich danach nahezu alle einig: Die notwendige Zerstörung wäre fast schon irrelevant im Vergleich zu der Tatsache, dass nach den Sanierungsarbeiten alle Lübeckerinnen und Lübecker sowie Besucherinnen und Besucher den Gewölbekeller in seiner ursprünglichen Schönheit erleben könnten.

Insgesamt waren die beiden Termine mit dem Bürgermeister Jan Lindenau – die Austauschrunde in der Hanse- Schule und die Besichtigungen vor Ort – gelungene und sehr informative Veranstaltungen im Rahmen unserer Projektreihe „Denkmalschutz in der Hansestadt Lübeck“. Wir danken Herrn Lindenau sehr für seine Zeit und seine Offenheit.

                

Lea Schwitzki – BO23a im November 2023