Am Dienstag, den 13.02.2024, besuchte der Architekt Christoph Diebold die Hanse-Schule im Rahmen einer Austauschrunde mit Schülerinnen und Schülern der Berufsoberschule (BOS). Dabei ging es um die Sanierung des Lübecker Doms.

Der Lübecker Dom bildet gemeinsam mit den Kirchen St. Aegidien, St. Petri, St. Marien und St. Jakobi das Ensemble der sieben Türme der Lübecker Altstadt. Als ehemalige Bischofskirche und heutige Predigtstätte verkörpert er eine faszinierende 850-jährige Geschichte und ist ein integraler Bestandteitl des UNESCO-Welterbes Lübecker Altstadt.

Aufgeführt in der Liste der Baudenkmale der Hansestadt Lübeck, stellt dieses mittelalterliche Bauwerk ein Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung dar. Der Lübecker Dom, als erster großer Backsteinbau an der Ostsee, beeindruckt nicht nur durch seine Geschichte, sondern auch durch seine imposante Architektur.

Zur Vorbereitung auf die Diskussion wurde eine informative Präsentation über die Geschichte, die Zerstörung und die Sanierung des Lübecker Doms gehalten. Im Anschluss begab sich die BOS gemeinsam mit ihrem Lehrer Klaus Senkbeil auf eine aufschlussreiche Exkursion zum Lübecker Dom, um die Ausstellung „Steine zum Staunen“ zu erkunden.

Während der Austauschrunde erzählte Christoph Diebold uns, wie sich das Team des Projekts zusammensetzt. Angeführt wird das Team von Herrn Rösing, dem Projektleiter und Herrn Christoph Diebold als Architekt. Darüber hinaus bringen Herr Blohm und Herr Hornecker als Mitglieder des Kirchengemeinderates ihre wertvollen Perspektiven ein.

Ergänzt wird das Team durch Fachleute wie den Statiker Herrn Haker, die Bauhistoriker Herrn Adam und Herrn Reimers sowie das Team des Baustofflabors der TH Lübeck.

Frau Reimann leitet die Mittelwerbung zur Finanzierung des Projekts. Trotz der überschaubaren Größe des Kernteams von vier Personen arbeiten insgesamt etwa 20 Fachleute eng zusammen.

Die Aussage „ohne den einen können wir alle nichts werden“ unterstreicht ihre Zusammenarbeit und ihren Teamgeist.

Das Projekt gliedert sich in zwei Teile. Projektteil a sind der Südturm sowie die Mitte des Gebäudes und Projektteil b ist der Nordturm.

Ein zentrales Thema der Diskussion war die Ursache der strukturellen Probleme des Doms. Herr Diebold erklärte erst einmal die Hauptprobleme des Doms. Der Dom hat seit dem Bau mit verschiedenen Problemen zu kämpfen. Dazu gehören Fundamentprobleme, Schäden durch Witterungseinflüsse, minderwertige Backsteine und ein noch nicht ausgereiftes Handwerk. Zudem spielten das Alter und Kriegsschäden eine Rolle bei früheren Sanierungen, bei denen oft Fehler gemacht wurden.

Einige dieser Fehler umfassen die Verwendung von falschen Steinen und Mörtel, eine unzureichende Verankerung der Fassade sowie nicht eingehaltene Brandtemperaturen der Steine.

Auch die Vernachlässigung von Reparaturen einiger Kriegsschäden führte zum Eintritt von Feuchtigkeit in den Turm.

Der Lübecker Dom ist äußerst gut dokumentiert, sagt Herr Diebold. Die Grafik basiert auf Archivrecherchen von Herrn Adam, während Herr Reimers die Grafik anfertigte. Die bunten Flecken markieren erneuerte Mauerwerksteile.  Nur 11,8 % der Steine sind bauzeitlich. Ein Problem stellen die unterschiedlichen Steine dar, die wie Puzzle ineinandergreifen und Reibung sowie Spannung sowohl innen als auch außen verursachen. Kernbohrungen und Mauerwerksuntersuchungen waren entscheidend, um die Struktur des Doms zu analysieren und Sanierungspläne zu entwickeln. Steine wurden zur Prüfung der Materialeigenschaften an das Baustofflabor der TH Lübeck geschickt.

Auf die Frage, welcher Mörtel jetzt benutzt wird, antwortete er: „Kalkmörtel wird nun verwendet, der verträglich mit dem alten Gips ist und chemisch so eingestellt, dass keine chemischen Reaktionen auftreten.“

Auch die Frage nach der Neigung der Türme beantwortete er äußerst ausführlich und anschaulich mithilfe der von ihm mitgebrachten Schaubilder. Er erklärte, dass die Türme auseinander kippen. Der Südturm hat sich seit seiner Erbauung etwa 101 cm nach Süden und 173 cm nach Westen geneigt.

Der Nordturm hat sich im gleichen Zeitraum in etwa 59 cm nach Norden und 173 cm nach Westen geneigt. Dabei haben sich die Türme zusätzlich verformt und verdreht.

 

Die damaligen Kenntnisse über das statische Gefüge waren mangelhaft. Es fehlten Verbindungen von Decken und Mauern in regelmäßigen Abständen sowie die Einrichtung von Dehnungsfugen. Die Vorschriften für den Ziegelbau waren zu dieser Zeit nicht klar definiert, was zu Problemen führt. Die Neigung der Türme beeinflusst den Bereich zwischen ihnen, insbesondere die Gewölbe.

Zum Ende des Austausches wurde ein Ausblick auf die Zukunft des Sanierungsprojekts gegeben. Mit der Unterstützung von Bundesmitteln und anderen Finanzierungsquellen strebt das Team an, im nächsten Jahr mit den Arbeiten am Süd- und Nordturm zu beginnen. Trotz der Herausforderungen bleibt das Team optimistisch, dass dieses ehrgeizige Vorhaben erfolgreich umgesetzt werden kann.

Insgesamt war die Veranstaltung im Rahmen unserer Projektreihe „Denkmalschutz in der Hansestadt Lübeck“ sehr informativ. Wir möchten Herrn Diebold herzlich für sein engagiertes und fundiertes Fachwissen sowie seine Zeit danken.

Abir Zouzou-BO23a