Eine Zusammenarbeit mit jungen Menschen der Hanse-Schule, des Katharineums und der Jugendbauhütte Lübeck
Am Donnerstag, dem 13.06.2024, trafen sich Schüler und Schülerinnen der BO23a und Schüler und Schülerinnen des Katharineums zusammen mit der Jugendbauhütte. Geplant sind Führungen der Jugendbauhütte, die einer anderen Art entsprechen, da sie von den jungen Menschen der Jugendbauhütte geführt worden sind und sie ihre Arbeiten an den Denkmälern gezeigt und erklärt haben. Zur Unterstützung war Frau Dr. Ivalu Vesely, Leiterin der Jugendbauhütte Lübeck und Architektin, mit dabei und erzählte uns von der Baugeschichte des Palais Rantzaus, unserem ersten Halt. Die Fassade des Palais weist beispielsweise eine besondere Geschichte auf, denn es wurde immer vermutet, dass sie aus dem 15. Jahrhundert stammt. Durch die Dendrochronologie, also eine Holzaltersbestimmung, wurde jedoch herausgefunden, dass die Fassade 550 Jahre älter ist, als angenommen worden ist.
Erste Arbeiten der Jugendbauhütte Lübeck fanden damals 2018 an vier Fassaden des Gebäudes statt. Die jetzigen Arbeiten beschäftigen sich mit den Fenstern des Palais und um genauer zu sein, handelt es sich um die Wetterschenkel. Die Wetterschenkel tragen ihren Namen, weil sie den Regen und weitere Witterungen auffangen. Das Problem jedoch besteht darin, dass das Holz sich dadurch schnell abnutzt und an warmen Tagen austrocknet und auseinander splittet. Hierfür machten sich die jungen Menschen der Jugendbauhütte am Montag, dem 10.06.2024, die Sanierung zu ihrer Aufgabe und wagen den Versuch, den vormaligen Lack durch ein traditionelles Öl zu ersetzen. Zu Beginn haben sie die Holzfassaden mitsamt Lack abgetragen und das Holz mit Schleifpapier bearbeitet, dennoch mussten weitere Arbeiten erstmals aufgrund des Wetters gestoppt werden.
Unsere nächste Station ist der Dachboden des Jugendrings in der Mengstraße; dort wurde die Treppe komplett erneuert und eine haltende Konstruktion aufgebaut. Wir wurden jeweils in drei Gruppen aufgeteilt, da der Platz auf dem Dachboden nicht ausreichte. Die Arbeiten begannen im September 2023 und endeten im selben Jahr. Die Stufen der Treppe wurden in die Wand eingebaut und mit Metallstäben an der Decke befestigt. Antonia von der Jugendbauhütte erklärte uns, dass es sich bei der haltenden Konstruktion um eine Wand handelt, an der die eingebauten Metallstäbe befestigt sind. Außerdem zählt die Wand als Dämmung, da der Dachboden schlecht isoliert und bearbeitet worden war. Die große Besonderheit ist, dass Seegras als Dämmungsmaterial verwendet worden ist. Es ist nicht nur ökologisch sondern auch feuerresistent. Des Weiteren wurde der Holzgrundbau der Wand in der Werft angefertigt, mit Lehmsteinen verarbeitet und Feinputz bearbeitet. Infolgedessen machte Eric uns auf eingelagerte Holzbalken aufmerksam, die in dem Gebäude verbaut gewesen waren, jedoch nicht original aus dem Gebäude stammten.
Die letzte Station, die wir antraten, war die Jugendbauhütte. Dort wurden uns unter anderem die Kraweel „Lisa von Lübeck“, der Arbeitsplatz der Jugendbauhütte und der Prahmplatz gezeigt. Die Führung der Lisa wurde von Philipp und Eric geleitet, unterdessen erzählten sie uns, dass der Bau von 1999 bis 2004 andauerte und die Jungfernfahrt am 30. April 2005 stattfand. Des Weiteren informierten sie uns über die Längeneinheiten der Kraweel und wie sie erbaut worden ist. Demnach kommt der Name Kraweel von der Bauweise des Schiffes, dabei handelt es sich um das Aufeinanderstapeln der Planken. Der Schiffbau war damals sehr bedeutsam für Lübeck als ehemalige Königin der Hansezeit.
Darauffolgend machten wir uns auf den Weg zum Prahmplatz. Es ist ein Ort, der für die Holzbearbeitung dient, denn die Jugendbauhütte plant ein Prahmschiff nachzubauen nach der traditionellen Art des Mittelalters. Für weitere Erläuterungen wurde uns ein informativer Film über das Bauen eines Prahmschiffes vorgestellt. In der Werkstatt sowie auf dem Prahmplatz wird meist händisch gearbeitet, auch die Kalfaterklammern, die als Halt der Planken dienen und mithilfe von getrockneten Pflanzen und Teer gestopft werden.
Während der Mittagspause ergab sich die Chance, ein Interview mit zwei jungen Menschen der Jugendbauhütte zu führen:
Jessica (BO23a): Hallo, ich bin Jessica und erarbeite den Bericht des heutigen Projektfachtags. Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit nehmen konntet. Stellt euch kurz vor, eventuell könnt ihr auch meine erste Frage mit beachten, und zwar woher ihr kommt, denn es wurde erzählt, dass einige von euch von der Jugendbauhütte aus verschiedenen Bundesländern kommen.
Leander: Hallo, ich heiße Leander, bin 19 Jahre alt und ja, es stimmt, dass einige von uns aus anderen Bundesländern kommen, ich komme aus Bautzen.
Karen: Mein Name ist Karen, ich bin ebenfalls 19 Jahre alt und ich komme aus Frankfurt am Main.
Jessica: Was hat euch dazu bewegt, bei der Jugendbauhütte anzufangen?
Karen: Ich interessiere mich für Architektur und Denkmalschutz, demnach dachte ich, es wäre nicht verkehrt, etwas Praktisches zu machen, um Erfahrungen zu sammeln.
Leander: Mich hat meine Familie inspiriert, bei der Jugendbauhütte anzufangen und das Auseinandersetzen mit dem Thema Denkmalschutz.
Jessica: Wie werdet ihr die Erfahrungen für eure Zukunft nutzen?
Karen: Ich möchte nachher Architektur studieren und ich denke, es ist von Vorteil, praktisches Wissen angeeignet und seine Erfahrungen gesammelt zu haben, um auch bei Baustellen und anderen wichtigen Gesprächen mitreden zu können.
Leander: Ich werde meine Erfahrungen nutzen, um daheim mehr Eigeninitiative zu ergreifen und alte Möbel wieder ihren alten Glanz zurückzugeben; auch das handwerkliche Arbeiten kann ich mehr anwenden.
Jessica: Nun kommen wir zu meiner letzten Frage, und zwar, was würdet ihr anderen weitergeben wollen?
Karen: Ich würde anderen weitergeben wollen, dass man sehr viele Informationen zum Thema Denkmalschutz erhält und darauf aufmerksam gemacht wird, wie wichtig Denkmalschutz eigentlich ist.
Leander: Ich kann es empfehlen, ein Teil der Jugendbauhütte zu sein, da man mehr Verständnis für Denkmalschutz bekommt und nicht nur die negativen Aspekte für sich behält. Ich habe dadurch mehr Verständnis für die Durchführung von Restaurierungen und Sanierungen erlangen können. Außerdem lernt man weltoffener und kontaktfreudiger zu werden und kann womöglich für die Zukunft viele Türen offen halten.
Jessica Warmulla, 18.06.2024