An der Hanse-Schule erhielten die Schülerinnen und Schüler der BOS23 und FOS eine besondere Gelegenheit: Ein exklusives Interview mit Jürgen Feldhoff, einem Journalisten mit 40-jähriger Erfahrung bei den Lübecker Nachrichten. Feldhoff, der nun im Ruhestand ist, teilte seine umfangreichen Einblicke in die Welt des Journalismus und berichtete von seinem bewegten Berufsleben.
Feldhoff erläuterte, dass Journalismus weit mehr sei als nur das Übermitteln von Fakten. „Journalismus ist dafür da, den Lesern die Welt und was in der Welt passiert zu erläutern. Faktennachrichten hören Sie in 30 Sekunden im Radio“, betonte er. Die Hauptaufgabe eines Journalisten bestehe darin, Zusammenhänge zu erklären und Hintergründe zu beleuchten. Der Arbeitsalltag sei geprägt von hohem Stress und ständigem Zeitdruck. Aufträge müssten schnell bearbeitet werden, und es sei essenziell, unter Druck arbeiten zu können. Feldhoff selbst hatte einmal ein Burnout und konnte drei Monate lang nicht arbeiten. „Beim Burnout kann man sich nicht konzentrieren und die Kreativität fällt weg und als Journalist muss man auf Kommando kreativ sein“, erzählte er.
Feldhoff studierte Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte in Münster und Essen. Unsicher über seine beruflichen Aussichten, entschied er sich für den Journalismus und begann ein Volontariat bei den Lübecker Nachrichten, wo er den Großteil seiner Karriere verbrachte. Eine einjährige Unterbrechung führte ihn nach North Carolina, wo er als internationaler Journalist tätig war.
Besonders interessierte sich Feldhoff stets für kulturelle Themen, insbesondere klassische Musik. Seine Lieblingssymphonien sind die fünfte und sechste von Gustav Mahler. Im Zusammenhang mit dem Buddenbrookhaus berichtete Feldhoff von seiner Rolle im Kulturausschuss und seinem Einsatz gegen die Erweiterung der denkmalgeschützten Gebäude Mengstraße 4 und 6. Trotz parlamentarischer Bemühungen blieb der Erfolg aus, aktuell kümmert sich die Stadt nicht um weitere Arbeiten am Haus.
Zu den bedeutendsten Geschichten seiner Laufbahn zählt Feldhoff die Berichterstattung über die Nobelpreisverleihung an Günter Grass und die Enthüllung von Grass‘ Zugehörigkeit zur Waffen-SS, die durch ein Buch des Schriftstellers öffentlich wurde. Mit Blick auf die Zukunft des Journalismus zeigte sich Feldhoff äußerst skeptisch gegenüber der fortschreitenden Entwicklung künstlicher Intelligenz. Er befürchtet, dass dieser Fortschritt den Journalismus grundlegend verändern und möglicherweise den traditionellen Journalistenberuf gefährden könnte.
Auf kritisches Feedback reagiert Feldhoff sachlich und offen. Fehler räumt er ein und korrigiert sie umgehend. Ein Vorfall mit der Musikgruppe Amigos, der zu einer Beschwerde führte, zeigte, wie Feldhoff auch mit schwierigen Situationen professionell umgeht. Abschließend riet Feldhoff den Schülerinnen und Schülern, sich gut zu überlegen, ob sie eine Karriere im Journalismus anstreben möchten, da sich das Berufsbild aufgrund der technologischen Entwicklungen stetig verändert.
Jürgen Feldhoff, 67 Jahre alt, ist inzwischen im Ruhestand und schreibt gelegentlich Rezensionen. Seit zweieinhalb Jahren ist er Mitglied des Ausschusses für Kultur und Denkmalschutz der Bürgerschaft und pflegt weiterhin seine Leidenschaft für Musik und Oper. Dieses Interview bot den Schülerinnen und Schülern der Hanse-Schule wertvolle Einblicke in die Herausforderungen und Schönheiten des Journalistenberufs und hinterließ einen bleibenden Eindruck.
Alisa Saidulaeva, BO23a, Juni 2024