„Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten“ – Helmut Kohl (Kanzler der Wiedervereinigung)
Am Dienstag, dem 04.06.2024 besuchte die BO23 die Grenzdokumentationsstätte in Lübeck Schlutup, um sich im Rahmen des WiPO Unterrichts ein Bild von der Vergangenheit an der ehemaligen innerdeutschen Grenze zu machen.
Das sogenannte „Weiße Haus“ war das letzte Grundstück in Schlutup vor dem Staatsgebiet der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Wer ab 1952 die Grenze unbefugt übertrat, dem drohte Lebensgefahr. Selbst bei verirrten Hauskatzen wurde keine Ausnahme gemacht. Ihre zerschossenen Körper wurden von den NVA Soldaten am Straßenrand verscharrt.
Es ist eine völlig andere Zeit, von der uns Herr Jürgen Gieseler erzählt, der selbst Zeitzeuge war und ist. Unvorstellbar für die meisten der BO-Schüler, die lange nach dem Mauerfall 1989 geboren sind. Und nach über 30 Jahren Deutsche Einheit, ist auch noch kaum etwas vom ehemaligen Grenzstreifen zu erkennen.
Aber Herr Gieseler kann sich noch genau an die alte Landschaft erinnern und zeigt uns, wie die Grenzanlage verlief.
Heute steht ein Industriegebiet auf der Fläche der alten Grenzstation zu Mecklenburg-Vorpommern. Das Gebäude selbst wurde nach dem Verfall komplett abgerissen. Und drum herum blüht die Flora & Fauna auf dem einst gerodeten Todestreifen.
Nur auf der Lübecker Seite erinnert noch das Gebäude der Liegenschaft des ehemaligen Bundesgrenzschutzes der Bundesrepublik, dem ab 1983 auch mein Vater angehörte (heute Bundespolizei), an die einstige Grenzanlage.
Die Liegenschaft ist seit 2004 in der Hand des gemeinnützigen Vereins der Grenzdokumentations-Stätte unter Leitung von Frau Ingrid Schatz. Die vielen Ehrenamtler versuchen so seit Jahren, die Erinnerung an das was einmal war, aufrecht zu erhalten. Als Mahnung vor Diktatur & Teilung, aber auch als Denkmal für unsere Demokratie und das Wunder der friedlichen Wiedervereinigung 1989/90.
In der Gedenkstätte deutet nur noch die leere Gewahrsamszelle auf die einstige Verwendung hin. Alle Räume sind zu einer großen Ausstellung verschmolzen, voller Erinnerungsstücke, Bilder, Uniformen, Hilfsmitteln von Fluchtversuchen und Informationstafeln, die festhalten, was in Schlutup und Deutschland passiert ist.
Es gab sogar exklusive Filmeinblicke in den Aufbau der Grenzanlage, sowie private Aufnahmen und Eindrücke vom Tag der Wiedervereinigung.
Ab 2025 soll die Verantwortung des Erhalts der Gedenkstätte von der ehrenamtlichen Frau Schatz an die Hansestadt Lübeck übergeben werden. Nach über 20 Jahren des Engagements schreitet das Alter der meisten Mitglieder einfach zu weit voran und zu wenig junger Nachwuchs lässt sich für den Verein begeistern.
Für uns war es eine Ehre, eine der letzten Gruppen gewesen sein zu dürfen, die noch von echten Zeitzeugen durch die Ausstellung geführt wurden.
Der Besuch zur Gedenkstätte lohnt sich allemal und liegt in Schlutup auch nicht unerreichbar weit entfernt. Die BO23 konnte auf jeden Fall eine Menge Eindrücke sammeln und so mancher seinen Horizont erweitern. Eine Empfehlung an jeden, der sich für Zeitgeschichte interessiert. Man ist dort immer herzlich willkommen.
Niklas Krause, BO23, 10.06.2024