Am 22.05. haben einige SchülerInnen und Lehrkräfte das Theaterstück „Cabaret“ besucht.

Dieses Musical spielt in Deutschland, genauer in Berlin, zur Zeit der bevorstehenden Machtergreifung durch die Nationalsozialisten, also Anfang der 1930er.

Die verschiedenen miteinander verbundenen Handlungsstränge und Geschichten laufen um Cliff Bradshaw, einen armen amerikanischen Schriftsteller, welcher nach Berlin reist, um einen Roman zu schreiben und seinen Unterhalt durch Sprachunterricht verdienen will.

Auf seiner Hinfahrt trifft er auf den deutschen Ernst Ludwig, welcher dafür sorgt, dass er in der Pension von Fräulein Schneider unterkommt.
Durch Ludwig besucht Cliff den bekannten Kit-Kat-Klub, in welchem er die englische Sängerin Sally Bowles kennenlernt.
Als Sally unerwartet entlassen wird, zieht sie zu dem zögernden Cliff und die beiden werden ein Paar.

Während des Stückes wird durch verschiedene Situationen deutlich, dass Ernst Ludwig ein Nationalsozialist ist, welcher alles für die „gute Sache“ tun will.

Zeitgleich verloben sich außerdem das Fräulein Schneider und der Obsthändler Herr Schultz.
Auf ihrer Verlobungsfeier, welche von allen ProtagonistInnen besucht wird, kommt es zum Eclat, als sich herausstellt, dass Herr Schultz jüdisch ist.
Aus Angst vor den Nazis entscheidet sich das Fräulein Schneider für die Auflösung der Verlobung.

Nach diesem Vorfall und nachdem er von Nazis verprügelt wurde, möchte Cliff Deutschland verlassen, wohingegen die inzwischen schwangere Sally weiter von ihrer großen Karriere in Berlin träumt.
Nachdem Sally das gemeinsame Kind abtreibt, hält Cliff nichts mehr und er verlässt Berlin.

Ich bin völlig unvorbereitet in dieses Stück hineingegangen und es hat mich in eine ganz andere Welt entführt.
Die anfängliche lockere Stimmung mit Witzen, die das ganze Publikum zum Lachen gebracht haben und auf einmal diese Wendung, in der nationalsozialistische Volkslieder gesungen wurden, Soldaten auf der Bühne standen und den Hitlergruß machten.
Ab der zweiten Hälfte des Stückes war nur noch ein beklommenes Gefühl im Publikum.
Mitzuerleben, wie jene Personen dem Nationalsozialismus ausgeliefert waren, egal ob der Backstein in der Fensterscheibe, nur weil jemand jüdisch ist oder die Angst jemanden zu lieben, aufgrund von religiöser Verfolgung.
Aber ebenso der Aufstieg des eigentlich „normalen“ Geschäftsmannes Ernst Ludwig, welcher am Ende des Stückes eine hohe Stelle als Offizier für die NSDAP erreichte.

Durch die Inszenierung mithilfe der Drehbühne im Lübecker Theater konnte man der Geschichte sehr gut folgen und war wie in die damalige Zeit hineinversetzt mit dem Berliner Nachtleben und atemberaubenden Gesangseinlagen im Kit-Kat-Klub auf der einen und dem tristen grauen Alltag auf der anderen Seite.

Zum Ende des Stückes wurde der Hintergrund des Bühnenbildes, welcher aus alten Zeitungsartikeln mit Hakenkreuzen und ähnlichem bestand, etwas abgezogen und wir konnten einen Blick auf eine blaue Farbe erhaschen, welche auf die AfD und somit unsere heutige politische Situation hinweisen soll.

Ich bin von dem Stück sehr mitgerissen und hoffe, dass sich weiterhin viele Menschen, vor allem SchülerInnen damit auseinandersetzten, damit sich die Geschichte nicht wiederholt und wir uns alle mehr vor Augen führen, was für Ausmaße in kurzer Zeit erreicht werden können und dass wir aktuell nicht weit davon entfernt sind.

Greta Brandt, 23. Mai 2025