Aus Hessen kam Journalist Armin Flesch am 20.11.2018 zu uns in die Hanse-Schule und sprach vor etwa 150 Schülerinnen und Schülern über ein Thema, das den meisten kaum bewusst war. Fast alle Schülerinnen und Schüler wussten, dass Jüdinnen und Juden nach 1933 mehr und mehr Rechte genommen wurden: Sie wurden gekennzeichnet, sie durften die staatlichen Schulen nicht mehr besuchen, ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen und vieles mehr. Dass sie aber Sonderzeiten im Schwimmbad bekamen und  gesonderte gelbe Parkbänke für sie bereitstanden auf denen sie dann allerdings bespuckt wurden, das war so im Detail vielleicht nicht allen bewusst.

Dass das Eigentum der Deportierten irgendwie in den Besitz der Nationalsozialisten kam, war auch bekannt, aber wie das mit Unternehmen geschah ehe die Eigentümer wirklich entrechtet und deportiert waren, dass wusste wohl kaum einer. Herr Flesch schilderte uns das Vorgehen, an dem Banken, Gauleiter und andere Verantwortliche beteiligt waren, an einem sehr sorgfältig recherchierten Beispiel. Er schilderte es so spannend und zugleich nachvollziehbar, dass die allermeisten ihm gern noch länger zugehört hätten. Auch gab er uns die Frage mit auf den Weg zuhause doch ruhig einmal nachzufragen, wo denn all die Schätze aus Großmutters Schmuckkasten oder Porzellanschrank hergekommen sind, denn es war Volkssport zu den Versteigerungen zu gehen und wer nicht kaufen konnte, befriedigte zumindest sein voyeuristisches Bedürfnis, indem er schaute, „wie denn der Jud so lebte“. Der Umgang der heutigen Eigentümer von Unternehmen, die vormals in jüdischem Besitz waren, könnte zudem unterschiedlicher nicht sein: beileibe nicht alle streiten vergangenes Unrecht ab, viele ermuntern den Journalisten auch, weiter zu recherchieren und stellen auch die eigenen Archive zur Verfügung um zumindest auf diese Art vergangenes Unrecht bekannt zu machen. Das macht Mut und wir wünschen uns, dass Herr Flesch weiter an dieser Recherche arbeitet. „Wieder gut machen kann keiner, bewusst machen ist jedoch allemal besser als Schweigen“, so Sarah, 21 Jahre, Kauffrau für Büromanagement.

Wiebke Hartmann, November 2018