Bildung für nachhaltige Entwicklung – kurz BNE – steht für eine Bildung, die Menschen zu zukunftsfähigem Denken und Handeln befähigt. BNE betrifft nicht nur, aber im besonderen Maße den Klimaschutz. BNE lässt sich auf vielen Wegen in den Unterricht integrieren, aber wie kann das im Rahmen eines internationalen Projektes funktionieren? Und dies auch noch mit unserem chinesischen Partnercollege in Guiyang? Eine Antwort bot das Bildungsnetzwerk China aus Berlin, das gemeinsam mit dem Goethe-Institut Peking digitale Austauschformate entwickelt und pilotiert. In dem interaktiven Planspiel „Klimaneutrale Stadt“ schlüpfen deutsche und chinesische Schülerinnen und Schüler in gemischten Gruppen in die Rollen von Politikern, Stadtplanern, Vertretern von Industrieverbänden und Tourismusverbänden, um die fiktive Stadt Fonta zukunftsfähig zu machen. Dabei müssen nachhaltige Lösungen u.a. für die Energieversorgung, die Verkehrsinfrastruktur, den Nahverkehr uvm. getroffen werden. Die Interessen der einzelnen Gruppen in diesem Planspiel sind jedoch unterschiedlich. Ziel ist es, einen gemeinsamen Plan für nachhaltige Stadtentwicklung aufzustellen, um den Co2-Ausstoß um 50 % zu verringern. Über die Planspiel-App „Klimaneutrale Stadt“ und Videokonferenzen haben sich Auszubildende in den Berufen Kaufmann/Kauffrau für IT-Systemmanagement und Digitalisierungsmanagement der Klasse IT 23 mit Studenten des Guizhou College of Electronic Science and Technology ausgetauscht und innerhalb ihrer Rolle Vorschläge erarbeitet. Diese wurden dann den anderen Interessengruppen vorgestellt, und es wurden Verhandlungen über die wichtigsten Maßnahmen geführt – genauso, wie es in einem realen politischen Prozess erfolgt. Die Kommunikation zwischen den Teilnehmern erfolgte auf Englisch. Da das Sprachniveau zum Teil recht unterschiedlich war, wurden auch Übersetzungsapps verwendet, die den Austausch erleichterten. Trotz einiger Sprachhemmnisse war das Planspiel durch und durch ein großer Erfolg. Alle Teilnehmer konnten die Bedeutung des Klimaschutzes erfahren und die Wirkung möglicher Maßnahmen im Rahmen einer nachhaltigen Stadtentwicklung kennenlernen. Darüber hinaus wurde auch deutlich, wie politische Entscheidungsprozesse erfolgen und wie schwer es sein kann, Kompromisse zu finden. Das mag langatmig sein, sorgt aber in einer lebendigen Demokratie dafür, dass unterschiedliche Interessen wahrgenommen und berücksichtigt werden. Des Weiteren war auch der Austausch mit den chinesischen Teilnehmern sehr interessant. Es zeigte sich, dass junge Menschen in China ähnliche Bedürfnisse und Sichtweisen haben wie wir in Deutschland. Einhellige Meinung der Auszubildenden: Das Planspiel in Zusammenarbeit mit den chinesischen Studenten hat sich gelohnt!
Jens Oberbeck