Auf den Spuren von Kunst und Geschichte

Im Rahmen der Religionsgespräche an der Hanse-Schule konnte ich im Sommer und Herbst 2021 zwei Ausstellungen mit etlichen Berufsschulklassen besuchen. In der St. Petri Kirche zu Lübeck installierte der Künstler Stefan Vogel ein beeindruckendes Kunstwerk aus ca. 160 Wäscheständern, die er neben- und übereinander zu einem Karree anordnete und an deren Leinen er unterschiedlichste, vorher in Gips getränkte Wäschestücke anbrachte. Ergänzt wurde das Ausstellungsstück durch Fotos und Zeichnungen Vogels. Die Installation verfehlte ihre provokante Wirkung auf die Schülerinnen und Schüler nicht. Sie betrachteten das „Bild im Raum“, wie Vogel die Skulptur bezeichnete, kritisch und äußerten unterschiedlichste Gedanken und Gefühle dazu. Beispielsweise die Flutkatastrophe im Ahrtal, Tod, Verlust und Trauer, Konzentrationslager, Unterdrückung, Versklavung und Obdachlosigkeit, die Flüchtlingskrise, das Ablegen oder Reinwaschen von Lasten und Problemen, aber auch die Gleichwertigkeit aller Menschen, Einheitlichkeit und Zusammenhalt waren Assoziationen, die den Betrachtern aus unserer Schule in den Sinn kamen. So erhielt das Kunstwerk Titel wie „Der Staub des Krieges“, „Das Trostlose“, „Farblosigkeit“, „Brich aus – aus der Eintönigkeit“ oder auch „Wacken – am Tag danach“.

Nachdem wir Lebensentscheidungen und deren Konsequenzen im Unterricht thematisiert hatten, besuchte ich mit den Klassen die Gedenkstätte „Lübecker Märtyrer“ in der Herz Jesu Kirche in Lübeck. Der Leiter Jochen Proske berichtete in fesselnder Weise über Leben und Wirken, den Widerstand und die Hinrichtung der drei katholischen Kapläne Johannes Prassek, Hermann Lange und Eduard Müller, sowie des evangelisch-lutherischen Pastors Karl Friedrich Stellbrink zur Zeit des Nationalsozialismus.

Sicherlich trafen die Exkursionen nicht jeden Geschmack, aber ich bin überzeugt davon, dass Jede und Jeder aus den Klassen etwas für sich mitgenommen hat. „Weise ist, wer von jedem Menschen lernt“ – aus dem jüdischen Talmud (Weisheitsbuch).

Sigrid Susanne Awe