– ein Vortrag von Siegfried Wittenburg für 160 Berufsschüler*innen über das Leben in der DDR.
Reich bebildert und reich an Geschichten aus seinem Leben erzählte Siegfried Wittenburg am 2. Oktober 2017 aus seinem Leben in der DDR. Die 160 Berufsschüler*innen aus den Berufen Verkäufer, Fachkraft für Kurrier-, Express- und Postdienstleistungen, Industriekaufmann/-frau und Kaufmann/-frau für Büromanagement, für die die DDR höchstens noch in den Erzählungen ihrer Elterngeneration vorkommt, lauschten fast zwei Stunden sehr aufmerksam.
Wir bekamen Bilder von leergkauften Geschäften, Plattenbauten, die über fünf Jahre ohne befestigte Zuwegung von den Menschen bewohnt wurden und von Kindern in uniformierter Kleidung zu sehen. Wir sahen auch Bilder von Familien in ganz normalen glücklichen Momenten, immer jedoch betonte Herr Wittenburg, dass es keine Freiheit gegeben habe, keine Meinungsfreiheit, keine Pressefreiheit und keine Reisefreiheit. Meinungsfreiheit wurde mit Gefängnisstrafen geahndet, wenn die Meinung der Staatsräson widersprach. So lernten wir das Bild der auf dem Steg am Meer mit dem sehnsuchtsvollen Blick nach Dänemark stehenden Menschen verstehen.
Und warum der Titel „Leben in der Utopie“? Der Plan der Regierenden war eine sozialistische Gesellschaft zu errichten, in der jeder sich einsetzte und arbeitete und jeder sich das nehmen könnte, was er brauchte. Nicht zuviel, für andere sollte auch noch etwas bleiben. Wikipedia schreibt als Begriffserklärung: „Im alltäglichen Sprachgebrauch wird Utopie auch als Synonym für eine von der jeweils vorherrschenden Gesellschaft überwiegend als schöne, aber unausführbar betrachtete Zukunftsvision benutzt.“ Als unausführbar hat sich der Sozialismus der DDR herausgestellt, auch deshalb ist das System 1989 von einer Revolution der Bürger beendet worden. Besonders bedeutend für das Ende der DDR aber war die fehlende Freiheit, die die Diktatur der DDR den Menschen aufgedrückt hat. Insofern ist uns das Wertvolle unserer Demokratie am Tag vor dem morgigen Tag der Deutschen Einheit sehr aktuell verdeutlicht worden.
Wiebke Hartmann, 02.10.2017