Die Überbleibsel eines zweiten deutschen Staates
Am Dienstag, den 10.06.2025, unternahm unsere Klasse gemeinsam mit zwei anderen Klassen eine spannende Exkursion in das ehemalige DDR-Grenzgebiet. Wir starteten in Schlutup und fuhren durch ehemalige Transitverkehrsstraßen vorbei an alten Kasernen, in denen früher Grenzsoldaten stationiert waren. Bei Dassow sahen wir noch heute erhaltene Wachtürme, die uns an die strenge Bewachung der Grenze erinnerten. Außerdem entdeckten wir einen „Urwald“. Dieser Urwald war früher Grenzgebiet, in dem die Natur gerodet wurde, um maximalen Überblick zu behalten bei Fluchtversuchen. Seit der Wiedervereinigung wurde die Natur jedoch seit 40 Jahren nicht mehr vom Menschen angefasst und gilt nun als Urwald und wird als „Grünes Band“ bezeichnet.
Ein weiterer wichtiger Ort war Lankow, ein verschwundenes Dorf. Hier wurden Familien, die im Grenzgebiet lebten, zwangsweise ins Landesinnere der DDR deportiert. Das Dorf war zu nah am oder im Grenzgebiet. Die Menschen verloren ihre Häuser und mussten sich plötzlich in kleinen Wohnungen einer neuen Stadt zurechtfinden. Ein Zeitzeugenbrief vermittelte uns einen bewegenden Einblick in die dramatische Geschichte einer jungen Frau, die mit der Situation überfordert und ängstlich schien. Auf einem Feld markieren heute Steine die Standorte der ehemaligen Häuser, und neu gepflanzte Bäume erinnern an die Familien, die dort einst lebten. Noch heute kommen einige der ehemaligen Bewohner und berichten von ihren Erfahrungen.
In Schlagsdorf besuchten wir ein Museum – das Grenhus, in dem wir einen erhaltenen Kontrollturm besichtigen konnten. Wir erfuhren, dass in diesem Turm immer zwei Soldaten Dienst hatten, die regelmäßig ausgetauscht wurden, damit sie nie die Chance hatten, sich besser kennenzulernen und selbst eine Flucht zu planen. Das Museum zeigte uns außerdem eine Nachbildung der Grenzanlagen mit Mauern, Zäunen und Minenfeldern und hörten über mehrere Fluchtversuche die tragisch an den Minen, am Zaun oder schon vorher auch tödlich endeten. Dabei wurde deutlich, wie gefährlich die Fluchtversuche aus der DDR waren – viele Menschen verloren ihr Leben bei dem Versuch, in den Westen zu gelangen. Insgesamt flohen 4 Millionen Menschen vom Osten in den Westen (viele vor der Verrieglung der Grenze), aber auch 400.000 Menschen gingen erstaunlicherweise vom Westen in den Osten.
Beeindruckend war auch die Vermittlung der historischen Hintergründe zur deutschen Teilung, zum Kalten Krieg und der Rolle der Sowjetunion. Der Tag der Deutschen Einheit wurde uns als bedeutsames Ereignis nähergebracht, das die Wiedervereinigung Deutschlands markierte. Zahlreiche Relikte, darunter Uniformen und Ausrüstungsgegenstände, machten die Geschichte für uns greifbar.
Diese Exkursion war sehr lehrreich, weil wir ganz in der Nähe der Schule dieses Kapitel der deutschen Geschichte hautnah nachvollziehen konnten und anhand verschiedenster Geschichten von unterschiedlichen Menschen einen intensiven Einblick in die Zeit von vor 40 Jahren erhielten. Wir danken den Sponsoren für diese Möglichkeit einer Zeitreise für die Schüler und Schülerinnen der Hanse Schule: der Landesbeauftragte für politische Bildung in Kiel Herr Christian Meyer-Heidemann , die Michael Haukohl Stiftung Lübeck, Denkmal aktiv (Schulprogramm Deutsche Stiftung Denkmalschutz)
Eren Erdem, IT24I, Juni 2025