Ein Vortrag von Armin H. Flesch

 

„Wie wissen was wir haben. Wissen wir auch, woher es stammt?“. Mit dieser Frage leitet Armin Flesch seinen Vortrag ein. Anlass des Besuches des Frankfurter Journalisten ist der jährliche Gedenktag die Befreiung des KZs Auschwitz am 27.01.1945. Die Unterbelichtung des Themas der Arisierung ist der Hintergrund für Flesch´s Berichte in Zeitungen und seine Schulbesuche. Er möchte den Menschen das Thema näher bringen und zum Andenken anregen: Besitze auch ich oder meine Familie Gegenstände, die früher Juden gehörten?

Arisierung. Was bedeutet dieses Wort eigentlich und wieso hört man es so selten? Arisierung beschreibt die Zwangseigentumsübergabe von Juden an die Arier, erklärte Armin Flesch. Der Gedanke damals war, die „Entjudung“ des deutschen Wirtschaftslebens zu erreichen. Häuser, Unternehmen, Gegenstände, alles wurde versteigert. „Die Schnäppchenjagd des dritten Reiches“, wie Herr Flesch es beschreibt, war eröffnet. Auch vor jüdischen Leichen aus den KZs machten die Nazis keinen Halt. Ihre Goldzähne wurden deutschen Soldaten eingesetzt, aus den langen Haaren jüdischer Frauen Perücken gemacht und die Haut für Lampenschirme verwendet.

Die Auffassung der Nationalsozialisten war es, dass die Arier die vorherrschende Rasse seien und die Juden „Fremdkörper am deutschen Volkskörper“, erzählt Flesch. Die Nürnberger Gesetze klärten ganz genau, wann ein Mensch und ein Unternehmen jüdisch gewesen sei und welche Regeln für sie zu gelten hätten. Schwimmen zum Beispiel war nur noch in weit abgelegenen Schwimmbädern und zu festgelegten Uhrzeiten, möglich. Ging jedoch ein Jude dort hin, warteten bereits andere („arische“) Bürger auf ihn. Es folgten Misshandlungen und Beschimpfungen. Die Folge des Ganzen: die Juden gingen nicht mehr schwimmen. Aus propagandistischer Sicht ein voller Erfolg, erklärt der Journalist, der zur damaligen Zeit jeden Tag in die Medien ausgeschlachtet wurde. So hätten die Deutschen es schon immer gewusst: Juden würden das Wasser hassen. Dies sei auch der Grund für den unangenehmen Geruch ihrerseits.

Ein Krieg kostet Geld. Geld, das der deutsche Staat nicht hatte. So kam es dem deutschen Staat ganz recht, dass er auf enteignetes Judenvermögen zurückgreifen und so einen nicht immensen Teil der Rüstung finanzieren konnte. „Immer da wo einer was verliert, gewinnt wer anders was.“, so Armin Flesch.

„Davon haben wir nichts gewusst.“ eine allzu übliche Antwort auf die Frage, wie man das Geschehen habe zulassen können. Aber eine ganze Bevölkerung, die am Ende von alldem nichts gewusst haben soll? Nein. Am Ende ist die Antwort viel simpler. Angst, Selbstschutz und Lügen sind elementare Bestandteile der deutschen Geschichte. Ist man gerissen, versieht man die Lügen mit Wahrheiten. Dadurch werden sie glaubhafter und so wurde die Arisierung an die nächste Generation als Hilfsaktion verkauft. Habe man die enteigneten Haushaltsgegenstände der Juden doch nur gekauft, um sie vor dem Müll zu retten und die armen Juden damit unterstützt. Die Übernahme von Unternehmen in der Unternehmenstheorie umgedichtet oder weggelassen.

Banken, die Auschwitz finanzierten und Unternehmen, wie die Adlerwerke, die private KZs führten. Alles war penibel in Büchern festgehalten und für die Nachwelt nachvollziehbar.

Und so war es auch Herrn Flesch möglich, innerhalb von 4 Jahren verschiedene Beispiele für die Arisierung von Unternehmen zu finden und zu belegen.

Denn das Thema sei keins von gestern, wie so oft gesagt wird. Auch heute noch werden Körperteile und Organe gehandelt und Menschen wie Tiere behandelt.

Und somit ist es unsere Aufgabe, die Erinnerungen and die Opfer lebendig zu halten. Die Geschichte nicht zu vergessen, denn „Wer die Geschichte nicht erinnert, ist verurteilt, sie neu zu durchleben.“[1].

Nele, Anna und Zoe aus der BOS22a

[1] Zitat des spanischen Philosophen George Santayana