Vor 70 Jahren, am Montag, 23. Mai 1949, unterzeichnete der spätere Bundeskanzler Konrad Adenauer in Bonn das deutsche Grundgesetz. Es trat am 24. Mai 1949 in Kraft. Grund genug dieses Grundgesetz zu feiern! Die letzten 70 Jahre waren für Deutschland als Ganzes sehr erfolgreiche Jahre. Auferstanden aus Ruinen (DDR-Hymne) brauchte dieses Land viele Jahrzehnte, um sich seiner besonderen historischen Schuld, dem Holocaust, zu stellen.

Die Hanse-Schule betreibt eine aktive, schülerorientierte Erinnerungskultur zur deutschen Geschichte. Wir gestalten Vorträge zur Shoa, pflegen Ausstellungen zur Reichspogromnacht, erinnern an Palmarum in Lübeck und der Arcona-Katastrophe. Aktuell zeigen wir im ersten Stock eine Ausstellung zum Leben in der DDR des Fotokünstlers Siegfried Wittenburg.

Zum 70. Jahrestag des Grundgesetzes möchten wir mit einer kleinen Kunstaktion auf unsere Verfassung aufmerksam machen, erinnern, anregen. Es wurden im Gebäude der Schule 400 Meter Grundgesetzartikel auf den Boden verklebt. An dieser Stelle danken wir der Künstlerin Ute Friederike Jürß, die uns mit ihrer Kunstaktion vom November angeregt hat. Frau Jürß hat für die politische Bildung in Schleswig-Holstein ein virtuelles Kunstwerk geschaffen: „Anlässlich des 70. Jahrestags des Grundgesetzes am 23. Mai 2019 erscheinen vom 1. bis 24. Mai auf der Webseite und in den sozialen Netzwerken des Landesbeauftragten für politische Bildung Schleswig-Holstein sehr persönliche Fragen zur Würde des Menschen, gesammelt in über 100 Gesprächen mit Einzelpersonen und Gruppen (Anmerkung: Hanse-Schüler waren beteiligt). https://www.politische-bildung.sh/grundgesetz

Ute Friedericke Jürß: „Es ist der wegweisende Satz, auf den die Bundesrepublik aufbaut – ein Nachruf den Opfern nationalsozialistischen Deutschlands, ein Maßstab für die Gegenwart und ein Versprechen für die Zukunft. Als was aber wird die Würde, dieser unantastbare, höchste Wert unserer Grundrechte, verstanden, betrachtet, beansprucht?“

Folgende Aussagen von Schüler*innen mögen einen kleinen Einblick in den angeregten Gedankenaustausch geben:

„Was ist das für ein Klebestreifen auf der Erde im Eingang? Was steht da?“ Calvin Fedrau (16 J). „Artikel  1: Die Würde des Menschen ist unantastbar“, Phil Landsiedel (18 J). Gregori Leyba (17): „Ah, das ist ja das Grundgesetz auf Klebestreifen.“ Religionspädagogin Zimmer-Kirchhoff: „Woran denkst du spontan?“ Phil: „Ich habe sofort an den 70. Geburtstag des Grundgesetzes gedacht.“ Calvin:  „Ich finde diese Aktion gut und richtig! Habe mir den ersten Artikel durchgelesen und wusste gleich den Zusammenhang.“ Phil: „Ja, ich habe mir gedacht, dass die Schule die Schüler auf die Werte des Grundgesetzes aufmerksam machen möchte. Das halte ich auch für wichtig!“ Gregori: „Leider wird das Grundgesetz in Deutschland nicht immer eingehalten, aus diesem Grunde sollte man sich die Inhalte vergegenwärtigen und sich damit beschäftigen.“ Phil: „Das Grundgesetz sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Ich denke da an die Meinungs- und Pressefreiheit. Die wird ja in anderen Ländern oft missachtet.“ Calvin: „Es sind sehr wichtige Artikel für unsere Demokratie. Mir fällt da die Glaubensfreiheit ein. Leider auch nicht immer selbstverständlich. Wenn ich an den Antisemitismus in Deutschland denke oder an Chemnitz wo jüdische Restaurants beschädigt wurden.“ Gregori: „Ja, wir dürfen auf keinen Fall andere Menschen wegen ihres Glaubens beleidigen oder diskriminieren.“ Phil: „Eine gute Aktion, die zum Nachdenken und Gespräch über die verschiedenen Artikel anregt.“

Cordula Zimmer Kirchhoff und Klaus Senkbeil, Mai 2019